Messmethoden für mikrobielle Belastungen (Beisp. Standardmethoden)
Es gibt div. Möglichkeiten, einen mikrobiellen Befall, also einen Befall durch Schimmelpilze und/oder Bakterien in Innenräumen nachzuweisen. Grundsätzlich gibt es hier erst einmal drei Unterscheidungen:
- Materialprobenahme
- Oberflächenbeprobung
- Luftprobenahme.
In der folgenden Beschreibung sollen die unterschiedlichen Probenahme-Methoden differenziert dargestellt werden. Alle Varianten haben Vor- und Nachteile – es muss also speziell für die jeweilige Fragestellung das richtige Messverfahren ausgewählt werden.
Varianten der Materialbeprobung
Sichtbar befallenes Material:
- ZB.: ein Stück sichtbar durch Schimmelpilze befallene Tapete kann im Labor über eine mikroskopische Untersuchung überprüft werden. Hier können einige Schimmelpilzarten bzw. –typen erkannt werden. Es kann aber in jedem Fall festgestellt werden, ob ein Schimmelpilzbefall vorliegt oder zumindest eine Kontamination vorliegt oder nicht. Nachteil: Es können mit dieser Methode z. B. viele Bakterienarten nicht erkannt werden.
Nicht sichtbarer Befall:
- Liegen Verdachtsmomente bei einer Putzoberfläche vor, kann eine geringe Menge Putz entnommen werden. Es kann dann im Labor über unterschiedliche Methoden eine Kultivierung mit diesem Material durchgeführt werden, d. h. vorhandene Schimmelpilze und Bakterien können auf unterschiedlichen Nährböden zum Wachstum gebracht werden, anschließend kann dann wiederum eine mikroskopische Untersuchung und Auswertung durchgeführt werden. Durch diese Methode kann eine recht genaue Artenbestimmung der im Material vorhandenen Organismen vorgenommen werden. Nachteil dieser Methode ist, dass nur lebensfähige Organismen aufgespürt werden können. Abgestorbenes Material kann durch diese Methode nicht identifiziert werden (Altbefall).
Oberflächenbeprobung
Bei der Oberflächenbeprobung wird kein Material direkt entnommen, sondern es wird zerstörungsfrei die Oberfläche beprobt.
Folien-Kontaktprobe:
- Bei dieser Beprobung wird eine Klebefolie auf die zu untersuchende Oberfläche aufgepresst. Hierbei werden vorhandene Schimmelpilzpartikel (Sporen, Sporenbruchstücke und Mycel) entnommen. Anschließend findet im Labor eine mikroskopische Auswertung statt. Wie bei der Direkt-Mikroskopie einer Materialprobe, wird auch bei dieser Version nachgewiesen, ob eine Schimmelpilzbelastung oder zumindest eine Kontamination der Oberfläche vorhanden ist. Einige Schimmelpilzarten bzw. –typen können detailliert nachgewiesen werden. Nachteil bei dieser Methode ist, dass nicht nachgewiesen werden kann, ob ein aktiver – also lebensfähiger Befall vorhanden ist oder ob es sich um einen abgestorbenen Altbefall handelt (es findet keine Anzüchtung / Kultivierung statt). Darüber hinaus können viele Bakterienarten nicht erkannt werden.
Abklatschproben:
- Bei einer Abklatschprobe werden Nährböden in Petrischalen direkt auf eine Materialoberfläche gepresst und anschließend im Labor kultiviert also angezüchtet. Wie bei der Materialprobe mit Kultivierung wird auch bei dieser Analyse nachgewiesen, welche lebensfähigen Schimmelpilzarten und –bakterien auf der beprobten Oberfläche vorhanden sind. Es ist hier eine genauere Artenbestimmung möglich, als bei der Folienkontaktprobe. Nachteil bei dieser Methode ist, dass nur die lebensfähigen Schimmelpilze und Bakterien gefunden werden können, da nur die gekeimten Kolonien ausgewertet werden können.
Luftprobenahme
Gesamtpartikelmessung der Luft:
- Bei dieser Probenahmeart wird eine definierte Luftmenge mit einem definierten Volumenstrom über eine spezielle Probenahme-Apparatur gezogen. Bei diesem Vorgang werden die Staubpartikel auf einen Partikelträger abgeschieden. Die feinen Partikel bleiben auf dem Partikelträger haften und können anschließend im Labor mikroskopisch ausgewertet werden. Die teilweise nachweisbaren Schimmelpilzarten, bzw. Schimmelpilztypen, geben Auskunft darüber, ob die Luftbelastung im Rahmen der natürlichen Hintergrundbelastung liegt (Schimmelpilze sind ein natürlicher Bestandteil der Luft) oder ob die vorgefundenen Schimmelpilzarten/-typen einen Hinweis auf einen Schimmelpilzschaden im Innenraum geben. Aus dieser Untersuchung kann eine erste Aussage über eine möglicherweise vorhandene gesundheitliche Relevanz abgegeben werden.
- Nachteil dieser Methode, bei der Gesamtpartikelmessung der Luft kann nicht festgestellt werden, ob es sich bei den vorgefundenen Partikeln um lebensfähige Bestandteile von Schimmelpilzen handelt oder beispielsweise um abgestorbene Partikel aus einem Altbefall.
Luftkeimmessung:
- Wie bei der Gesamtpartikelmessung der Luft wird auch hier über eine Probenahme-Apparatur eine genau definierte Luftmenge mit einem definierten Volumenstrom über eine Probenahme-Apparatur gepumpt. Hierbei werden die in der Luft vorhandenen Partikel auf einen Nährboden (Petrischale) aufgebracht / abgeschieden. Die Nährböden werden anschließend im Labor kultiviert und am Ende mikroskopisch ausgewertet. Bei dieser Methode ist eine genauere Artenbestimmung als bei der Gesamtpartikelmessung möglich. Nachteil dieser Methode ist, dass nur die lebensfähigen, anzüchtbaren Mikroorganismen identifiziert werden können. Ein abgestorbener Altbefall kann hier nicht nachgewiesen werden..
MVOC-Messung (mikrobiell verursachte flüchtige Verbindungen, Gasmessung)
- Mit der MVOC-Messung können verdeckte Schimmelpilzschäden nachgewiesen werden. Bei den MVOC handelt es sich um Gase, die beim Wachstum von Schimmelpilzen und Bakterien freigesetzt werden (Stoffwechselprodukte). Bei entsprechend hoher Konzentration werden diese Gase als der typisch muffige, modrige Schimmelpilzgeruch vom Menschen wahrgenommen. Messtechnisch können allerdings deutlich geringere Konzentrationen festgestellt werden, d.h., auch wenn ein verdeckter Befall z. B. in der Fußbodenkonstruktion vorhanden ist, und dieser für den Menschen noch nicht geruchlich auffällig ist, kann über diese Luftmessung nachgewiesen werden, ob die entsprechenden Gase vorhanden sind. Hier wird eine definierte Luftmenge mit einem definierten Volumenstrom über eine Probenahme-Apparatur geführt. Die vorhandenen Gase werden auf sogenannte Tenax-Röhrchen abgeschieden, die Inhaltsstoffe werden später im Labor über eine Thermodesorption von dem Trägerröhrchen entnommen und über einen Chromatographen ausgewertet.
- Bei diesen Gasen handelt es sich um leichtflüchtige Verbindungen, die zuverlässig aus den meisten Konstruktionen an die Raumluft gelangen und deshalb gut nachweisbar sind. Die MVOC-Messung wird oft in Kombination mit dem Schimmelpilzspürhund-Einsatz verwendet. Der Schimmelpilzspürhund ist genau auf diese MVOC konditioniert und kann diese in sehr geringer Konzentration identifizieren und lokalisieren. Der Spürhund zeigt punktgenau den Endstehungsort dieser Gerüche an.