Schimmelpilz durch falsches Lüften und Sommerkondensation

Unser Leben erzeugt viel Feuchtigkeit

Duschen, Baden, Kochen oder Wäsche waschen – unser Leben erzeugt viel Wasserdampf in den Wohnräumen. Aber natürlich geben auch
Menschen, Tiere und Zimmerpflanzen Wasser an die Raumluft ab (nächster Abschnitt: Unser Leben erzeugt viel Wasser in der Raumluft). Dadurch steigt die Innenraumfeuchtigkeit stetig an. Bei einem 3- bis 4-Personen-Haushalt kommen da täglich 10 bis 20 Liter zusammen, und das entspricht pro Woche schon einer vollen Badewanne. Nun muss sich auch der Mensch noch wohlfühlen; Mediziner empfehlen eine relative Luftfeuchtigkeit von 40 bis 60 Prozent.

Unser Leben erzeugt viel Wasser in der Raumluft

  • Duschbad/Wannenbad: ca. 1000 – 2000 g
  • Wäsche (4,5 kg geschleudert): ca. 1000 – 1500 g
  • Wäsche (4,5 kg tropfnass): ca. 2000 – 2000 g
  • Kochen (ohne Deckel): 500 -1000 g pro Stunde
  • Spülmaschine: ca. 200 g je Spülgang
  • Zimmerpflanzen: je nach Blattoberfläche 5 -20 g pro Stunde
  • z.B. Gummibaum mittelgroß: 20 g pro Stunde
  • Mensch (Atemluft): ca. 20 – 50 g pro Stunde

Überschreitet der Feuchtigkeitsgehalt der Luft jedoch dauerhaft die unbedenklichen Werte, können die vielfältigsten Feuchteschäden auftreten. Erste sichtbare Alarmzeichen sind meist klamme Kleidungsstücke, modriger Geruch und fleckige Wände. Ab ca. 60 % Luftfeuchtigkeit beginnt bei Metallen der Korrosionsprozess (Rost), ab ca. 70 % Luftfeuchtigkeit setzt dann die Schimmelbildung ein.

Was tun? Lüften? Ja, aber richtig…

Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, was genau passiert, wenn Sie lüften? Nicht so richtig? Was genau passiert, hängt davon ab, ob es draußen wärmer ist oder kälter als in Ihren Wohnräumen, denn warme Luft kann deutlich mehr Feuchtigkeit enthalten als kalte – Sie sollten also temperaturabhängig lüften.

>> Hier geht’s zur Checkliste Schimmelpilzvermeidung

Alles relativ…

Beispiel:
Wie warm ist es gerade bei Ihnen zuhause? Schauen Sie doch mal nach.
Bei mir sind es gerade sommerliche 25°C bei 50 Prozent relativer Luftfeuchtigkeit.
Besteht die Luft nun zur Hälfte aus Wasser? Kaum. Denn anders als bei Temperatur oder Luftdruck, wo wir fixe Werte kennen, ist die Luftfeuchtigkeit relativ. Und zwar relativ zur Temperatur. Luft kann überhaupt nur eine bestimmte Menge Wasser aufnehmen, und das bewegt sich im Grammbereich auf 1 m3 Luft. Alle Feuchtigkeit darüber hinaus gibt die Luft in Form von Tau, Nebel, Regen usw. gleich wieder ab.
Die relative Luftfeuchtigkeit gibt an, wie viel Prozent Sättigung erreicht sind. Nun kann aber warme Luft mehr Feuchtigkeit speichern als kalte. Darum sind 100 Prozent Sättigung kein absoluter, sondern ein relativer, von der Temperatur abhängiger Wert.
1 Kubikmeter 0°C kalte Luft kann maximal 4,56 Gramm Wasser aufnehmen, mehr geht nicht. Bei warmen 30°C sieht das ganz anders aus: Da ist 1 m3 Luft erst mit 33,12 g Wasser gesättigt.
Also alles relativ…

Warum Luftfeuchtigkeit relativ ist…

Absolute Luftfeuchtigkeit

Warme Luft nimmt mehr Feuchtigkeit auf

 

Kondensation

Luft kann überhaupt nur eine begrenzte Menge Feuchtigkeit in Form von Wasserdampf enthalten. Ist der maximale Wert erreicht, herrscht eine relative Luftfeuchtigkeit von 100 Prozent und die Luft ist gesättigt. Wird diese Menge überschritten, gibt die Luft das Wasser wieder als Kondensat ab. Das heißt: Der zuvor gasförmige Wasserdampf in der Luft wird wieder flüssig und schlägt sich als Tau (Kondensat) an den kältesten Stellen der Zimmerwände, an Böden und Gegenständen nieder, – und das kann sehr viel mehr sein als man glaubt.
Daher befinden sich Feuchtigkeitsschäden auch meist an Ecken und Übergängen zur Außenwand und Fensterstürzen oder an Orten mit wenig
Luftbewegung wie hinter Möbeln. Feuchter Wohnraum? Lesen Sie >>mehr…

Die Fähigkeit von Luft, Wasser aufzunehmen, ist jedoch temperaturabhängig, daher spricht man in der Regel auch von relativer Luftfeuchtigkeit. Warme Luft kann mehr Wasser aufnehmen (und damit enthalten) als kalte. (siehe Tabelle).
Kühlt warme, feuchte Luft ab, kann die Sättigungsgenze der Luft erreicht werden, ohne dass zusätzliche Feuchtigkeit zugeführt wurde.

Ein Beispiel:
25°C warme Luft enthält bei einer rel. Luftfeuchtigkeit von 50% absolut 11,76g Wasser pro Kubikmeter. Diese Luft kühlt nun innerhalb kurzer Zeit auf 10°C ab. 10°C kalte Luft ist jedoch schon bei 9,24g Wasser pro m3 gesättigt, – die maximale Speicherfähigkeit der Luft wird also überschritten. Das nicht mehr aufnehmbare Wasser wird als Kondensat wieder abgegeben.

Wie sich Feuchtigkeit in der Luft verhält führt uns die Natur tagtäglich vor: Die Sonne erwärmt ständig große Mengen Wasser, die zu Wasserdampf verdunsten und dann – besonders durch Abkühlen der Luft – kondensieren und sich als Tau an Bäumen und Gräsern zeigen oder als Wolken, Nebel, Regen oder Schnee sichtbar werden.

Taupunktunterschreitung

Dass kältere Luft weniger Wasser aufnehmen kann als warme, ist im Absatz “Alles Relativ” erklärt.
Aber was ist, wenn warme, feuchte Luft abkühlt? Die abgekühlte Luft braucht ja viel weniger Wasser, um gesättigt zu sein. Wird bei sinkender Temperatur die Grenze der Aufnahmefähigkeit – also 100% rel. Luftfeuchtigkeit – unterschritten, beginnt die Feuchtigkeit zu kondensieren, sprich: sich als Tau niederzuschlagen.
Wenn also im Winter Ihre Brille beschlägt, wenn Sie von draußen in einen warmen Raum kommen, liegt das daran, dass die warme, feuchte Luft des Raumes an Ihrer kalten Brille abkühlt und dort kondensiert. Das sehen sie sofort, weil Sie nichts mehr sehen… Dasselbe kann aber auch in Ihren Räumen passieren (und da sehen Sie es nicht sofort!): Kondensat als Folge der Taupunktunterschreitung an Decke, Wand und Boden oder in Hohlräumen von Bauteilen. Die Folge: Durchfeuchtung von Dämmstoffen, fehlender Wärme- und Schallschutz, Korrosion von Metallen, Schimmelbildung …
Ähnliches passiert, wenn Sie Lüften: Ist es draußen wärmer als drinnen, und warme Außenluft gelangt durch das Lüften in kalte Räume oder an kalte Bauteile, kann Kondensat an Wänden, Decken und Böden entstehen. In diesem Fall lüften Sie besser erst, wenn es draußen kälter ist. Ist es jedoch in Ihren Räumen wärmer als draußen, führen Sie durch gezieltes Lüften Feuchtigkeit nach außen ab. Ideal sind zeitgesteuerte technische Be- und Entlüftungen.

Kondensation bei unterschiedlich warmen Räumen

Im Wohnbereich finden wir das Problem auch da, wo zwei Räume mit verschiedenen Temperaturen nebeneinander liegen, etwa das wohltemperierte Wohnzimmer neben dem kühlen Schlafzimmer. Die in der Luft enthaltene Feuchtigkeit schlägt sich zwangsläufig im geringer temperierten Raum nieder. Feuchter Wohnraum? Lesen Sie >>mehr…

Schimmelbildung durch Sommerkondensation

Ein typisches Phänomen für die warme Jahreszeit ist die Sommerkondensation. An einem warmen Sommertag beschließen Sie, Ihren Keller einmal richtig durchzulüften. In den kalten Keller gelangt nun warme und damit feuchte Außenluft. Diese warme Luft kühlt im Keller ab und es entsteht Kondensat an Decke, Wand und Boden.
Die gutgemeinte Lüftungs-Aktion verkehrt sich ins Gegenteil. Witterungseinflüsse und steigende Grundwasserspiegel können grundsätzlich ebenfalls zu einem feuchten Keller führen. Kommt noch Feuchtigkeit durch eine Waschmaschine und Wäscheständer mit nasser Wäsche hinzu, werden die kritischen Feuchtewerte überschritten und der Schimmelpilz hat beste Voraussetzungen für sein Wachstum.
Feuchter Keller? Lesen Sie >>mehr…

Tipps gegen zu hohe Feuchtigkeit und Kondensation in Räumen:

  • Ist es draußen wärmer als drinnen, halten Sie Fenster und Türen besser geschlossen. Bei kalten Außentemperaturen können Sie lüften.
  • Ist es jedoch in Ihren Räumen wärmer als draußen, führen Sie durch gezieltes Lüften Feuchtigkeit nach außen ab.
  • Ideal sind temperaturgesteuerte technische Be- und Entlüftungen.
  • Effektiv ist auch eine Entfeuchtung mit einem Luftentfeuchter
  • Bei Räumen mit dauerhaft hoher Feuchtigkeit, etwa in Waschküchen oder Trocknungsräumen, setzen Sie am besten einen kleinen Bautrockner ein

Probleme mit feuchten Räumen?

>> Checkliste zur Vorbeugung von Schimmelpilz

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Sachverständiger für Schimmelpilzerkennung, -bewertung und -sanierung (TÜV):
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